Mein letztes und wichtigstes Rennen der Saison 2021.

Eine lange Saison neigte sich dem Ende zu. Ein Event stand noch am Plan, welches auch auch das wichtigste des ganzen Jahres war. Die Spartan Beast Weltmeisterschaft. Ich konnte mich nach meinem letzten Rennwochenende in Madrid Anfang Oktober erholen und mein Training und meine Ernährung gut auf das Event in Abu Dhabi vorbereiten. Am Anfang der Wettbewerbswoche zeigte mir meine Waage einen Tiefstwert von 73kg an. Dieses Gewicht hatte ich zuletzt mit 14 oder 15 Jahren. Das letzte Jahr war für mich ernährungstechnisch sehr fordernd. Aufgrund der ständigen Bewerbe über nahezu das ganze Jahr verteilt habe ich meistens sehr auf meine Ernährung geachtet. Über das Thema Ernährung wird noch ein eigener Blog erscheinen.

02.12. > PCR-Test negativ, somit stand der Reise in die Vereinigten Arabischen Emirate nichts mehr im Weg. Durch zwei Stunden Flugverspätung und der Zeitverschiebung landeten wir um ca. 01:00 Uhr am Freitag 03.12. in Abu Dhabi. Aufgrund einiger bürokratischen Komplexität bei der Landung schafften wir es um 03:00 Uhr das Hotelbett zu erreichen und zu schlafen. Um 09:00 machten wir uns dann mit dem Mietauto auf den Weg zur Flaggenparade in die Wüste und um uns schon einmal das Gelände vor Ort anzusehen. Wir fuhren ca. 2h 45min. Wie man auf dem Bild gut erkennen kann landeten wir mitten im Nichts, umgeben von Sanddünen, Sanddünen und noch mehr Sanddünen. 

MOREEB DUNE

Die Temperatur lag bei etwas mehr als 30°C bei strahlendblauem Himmel. Vor Ort angekommen, springt einem die Monsterdüne schon in die Augen. Sie ist 120 Meter hoch, 1600 Meter lang und hat einen Steigungswinkel von etwa 50 Grad. Wir haben uns kurz von weitem ein paar Streckenabschnitte und Hindernisse angesehen und sind dann nach Liwa zu unserem Hotel gefahren, um noch einmal möglichst lange zu entspannen und, so gut es ging, zu schlafen.

Die Nächte vor den Wettbewerben liefen bei mir in der Vergangenheit meistens suboptimal ab. Ich bin ständig aufgewacht und war sehr nervös. Mittlerweile habe ich mich viel besser im Griff und kann mich durch bestimmte Techniken gut selbst beruhigen. Es ist noch immer nicht perfekt, ich schlafe noch immer nicht lange am Stück durch – es ist jedoch auf jeden Fall schon um einiges besser. Der finale Wecker klingelte um 06:30 Uhr, 2,5 Stunden vor dem Start. Wir haben alles eingepackt, ich habe mein Standart Pre-race-Frühstück zu mir genommen, und dann ging es Richtung Start/Zielgelände.

Innerlich fühlte ich mich gut, ich kannte den Großteil meiner Konkurrenz nicht und habe mich auch im Vorhinein gar nicht informiert, wer starten wird. Ich habe mich nur auf mich konzentriert, und es war mein Ziel, das Maximum aus mir herauszuholen: Es warteten ~21km, ~680 Höhenmeter und ca. 35 Hindernisse auf mich.

START – LET’S DO THIS!

Kurz nach 09:00 Uhr ging es dann endlich los. Bereits auf den ersten 100 Metern wurde klar, wie hart dieses Rennen werden würde. Ca. 95% der Strecke befand sich auf weichem Sand. Dieser ist aufgrund der Trockenheit extrem fein und locker. Kaum zu vergleichen mit Laufen am Strand. Zu Beginn starteten 10-15 Teilnehmer sehr schnell. Ich versuchte für mich ein gutes Tempo im Sand zu finden. Nach ca. 2km konnte ich mich, aufgrund erster Tempoeinbrüche von Mitstreitern, an die Spitze vorkämpfen und war zeitgleich mit einem polnischen Athleten an zweiter Stelle. Der Erstplatzierte hielt uns stets auf Distanz und war im gesamten Rennen nie erreichbar. Ich nutzte Trail-Gamaschen die eigentlich laut Internet für den Sand geeignet sind. Leider war dem nicht so und ich bekam bereits nach kürzester Zeit Sand in die Schuhe und Socken. Ich entschied mich, sie trotzdem nie auszuziehen und ausleeren, weil nach kürzester Zeit sowieso wieder alles voll sein würde.

ÜBERALL TIEFER SAND

Nach wenigen Kilometern hat man bereits so viel Sand in der Ausstattung, dass man durchgehend das Gefühl hat, als würde man 2-3 Nummern zu kleine Schuhe tragen. Die Zehen fingen langsam an sich einzukrallen, weil sie direkt verdrängt werden vom Sand. Auf die ersten ~12km konnte ich gut damit umgehen. Es war ein konstantes Druckgefühl im Schuh. Auch das Laufen im Sand ging ganz gut. Nach ca. 12 Kilometern, als wir Richtung Festivalgelände kamen (die Strecke war wie eine liegende 8), wartete ein – wenn nicht sogar der wichtigste Schlüsselpunkt – dieses Rennens auf uns. Das Speerwurf-Hindernis gefolgt von einem extremen Anstieg auf die Riesendüne. Viele Athlet*innen haben nach Verfehlen des Speeres (Strafe 30 Burpees) an diesem Punkt aufgegeben.

Ich konnte den Speer treffen, was mir definitiv einen großen Motivationsschub auf den zweiten und um einiges schwereren Streckenabschnitt mitgab. Die Strecke an sich war wirklich atemberaubend und einzigartig. Mitten im Nichts, weit und breit nur Sand.

Bis ca. 16km gelang es mir ganz gut mein Tempo zu halten. Ab diesem Zeitpunkt merkte ich wie langsam sämtliche Muskeln begannen zu übersäuern. Ich hatte immer wieder kurz einschießende Krämpfe, die ich durch leicht abgeänderte Laufstile abwenden konnte. Das große Risiko war, und davor hatte ich Angst, dass meine Beine auf einmal komplett zumachen könnten. Es war auch nicht mehr möglich, leicht zu dehnen, wenn ich kurz vor einem Krampf war, da sofort der Muskel-Gegenspieler blockiert hätte.

STARKES FINISH

Die letzten Kilometer waren ein reiner KampfJeder Schritt schmerzte, meine Fersen waren komplett offen und blutig. Wie sich später herausstellte, waren einige Zehennägel blutunterlaufen, und die Zehenkuppen wiesen Blutergüsse auf – aufgrund des permanenten Druckes vom Sand. Auf den letzten 3km war ich bereits an dritter Stelle und wusste, der zweite Platz war nicht mehr zu erreichen, aber der Abstand zum vierten war dafür groß. Somit gab es für mich nur noch das Ziel, bestmöglich zu finishen.

Den letzten Downhill über die Riesendüne in den Zielbereich zu den letzten drei Hindernissen konnte ich wirklich genießen. Ich war schmerzgeplagt und jeder Schritt war ein Kampf, jedoch wusste ich, dass ich als dritter abschließen würde, und dass es sich ausgezahlt hat, die auf mich zu nehmen. Dieses innerliche Glücksgefühl & der letzte Adrenalinschub war unbeschreiblich. Die Ziellinie als dritter zu überqueren machte mich unglaublich stolz, und ich war überglücklich. Ich wusste, ich bin in diesem Rennen an mein Maximum gegangen und mehr wäre an diesem Tag nicht möglich gewesen.

Für mich ein perfekter Abschluss einer nahezu perfekten Saison!

MIT DER TROPHÄE FÜR DEN 3. PLATZ

PS: Sollte wieder eine WM in der Wüste stattfinden, gibt es definitiv zwei Dinge, die ich auf jeden Fall verändern würde. Diese beiden Fehler habe ich begangen, weil ich zuvor noch nie auf Sand gelaufen bin:

  1. Andere Gamaschen! Solche, bei denen nur die Sohle hinausschaut und diese zusätzlich entweder am Schuh annähen oder/und ankleben. Beim nächsten Mal würden meine Schuhe sandfrei bleiben.
  2. Thema Ernährung! Ich würde auf jeden Fall um einiges mehr an Kalorien während dem Rennen einnehmen. Ich hatte für diese Verhältnisse und meine muskuläre Situation gegen Ende definitiv zu wenige Supplemente dabei. 

MAN LERNT NIE AUS 🤷🏻‍♂️!

Seit der WM hatte ich nun 4 Wochen Off-Season (0 Laufkilometer) und begann im Jänner nun mit der Pre-Season für 2022! Ich freue mich schon auf die kommenden Events!

Mit sportlichen Grüßen, Andi 🙂

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